Die Haftpflichtversicherung ist anders als der Name vermuten lässt, keine Pflichtversicherung in Deutschland. Sie gehört aber trotzdem zu den drei wichtigsten Versicherungen, die du als private Person abschließen solltest. Warum die Haftpflichtversicherung so wichtig ist, wer eine spezielle Haftpflichtversicherung benötigt und auf was du sonst noch achten solltest, erfährst du in diesem Beitrag.

HINTERGRUND

In Deutschland gilt: jeder der „vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht des anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus resultierenden Schadens verpflichtet.“ – so steht es im § 823 des Bürgerlichen Gesetzbuches (kurz: BGB) und regelt die Gesetzliche Haftpflicht, welche in Deutschland besteht.

Damit jemand für seinen entstandenen Schaden haftbar gemacht werden kann, müssen fünf Punkte erfüllt sein.

  • es muss ein VERSCHULDEN vorliegen
  • es muss ein RECHTSGUT verletzt worden sein
  • es muss eine WIDERRECHTLICHKEIT vorliegen
  • es muss ein ZUSAMMENHANG zwischen Tat und Schaden bestehen
  • es muss eine DELIKTSFÄHIGKEIT gegeben sein

Wenn alle fünf Punkte erfüllt sind, ist der Schädiger dem Geschädigten zum Schadensersatz verpflichtet.

WARUM JETZT EINE PRIVATE HAFTPFLICHTVERSICHERUNG

Die private Haftpflichtversicherung sichert nach einem entstandenen Schaden die Existenz von einem selbst und von der eigenen Familie und das zu einem im Verhältnis gesetzt geringen Beitrag.

WAS IST VERSICHERT?

Wenn du einem Dritten einen Schaden zufügst und alle oben genannten Punkte sind erfüllt, haftest du mit deinem gesamten Einkommen für den eigetretenen Schaden. Das klingt zunächst einmal nicht schlimm, aber der Betrag kann schnell in den vier- bzw. fünfstelligen Bereich gehen. Grundsätzlich sind folgende Bereiche über die private Haftpflichtversicherung gedeckt:

  • Personenschäden (z.B. bei Verletzung, Vergiftung oder Tod einer dritten Person)
  • Sachschäden (z.B. am Gebäuden, Straßen, Autos, Gegenstände, etc.)
  • Vermögensschäden (d.h. sollte aus dem Schaden ein geldwerter Nachteil für den/die Geschädigten entstehen)

Die private Haftpflichtversicherung leistet nicht, wenn der Schaden vorsätzlich begangen worden ist.

WIE SIEHT ES IM SCHADENFALL AUS?

Dein Versicherer überprüft ganz genau ob sie für den eingetretenen Schaden eine Leistung erbringen oder nicht. Dabei gehen sie auf folgende Punkte ein:

  • Prüfung HAFTPFLICHTANSPRUCHS (d.h. der Versicherer prüft ob du überhaupt für den Schaden haften musst)
  • Passiver RECHTSSCHHUTZ (d.h. bei unberechtigten Ansprüchen des Geschädigten wehrt dein Versicherer diese ab und übernimmt dabei alle entstandenen Kosten beim Verfahren, z.B. Anwalts- oder Gerichtskosten)
  • Prüfung DECKUNSANSPRUCH (d.h. solltest du haftbar gemacht werden können, wird geprüft ob der eingetretene Schaden über deine Versicherung gedeckt ist oder nicht)

AUF FOLGENDES SOLLTEST DU ACHTEN

  • hohe Versicherungssummen (maximal zu erwartende Schadensersatz)
  • Schadensersatz-Ausfalldeckung (solltest du Geschädigter sein und der Schädiger besitzt keine Haftpflichtversicherung, wird der Schaden von deiner privaten Haftpflichtversicherung übernommen)
  • Verzicht auf Prüfung der Aufsichtspflichtverletzung bei deliktunfähigen Kindern
  • Mietsachschäden (als Mieter einer Wohnung/Hotelzimmer/etc.)
  • Schlüsselverlustrisiko (privat als Mieter oder berufliche Schlüssel)
  • Gefälligkeitsschäden (wenn du jemanden freiwillig und unentgeltlich hilfst, z.B. bei Umzug)
  • Schäden an geliehenen Sachen

SPEZIELLE BEREICHE

TIERHALTERHAFTPFLICHT

Anders als in der privaten Haftpflichtversicherung haftest du als Besitzer von z.B. Hunden oder Pferden für genau diesen Besitz. Bedeutet, durch den alleinigen Besitz des Tieres setzt du der Umgebung einer Gefahr aus. Diese Art der Haftung nennt man „Gefährdungshaftung“. Bei Hunden und Pferden hast du nach dem Erwerb eine Vorsorgeversicherung, heißt, diese schützt dich bis zum Abschluss einer Tierhalterhaftpflichtversicherung (max. vier Wochen). Nicht benötigt wird die Tierhalterhaftpflicht für z.B. Katzen oder Meerschweinchen.

GEWÄSSERSCHADENHAFTPFLICHT

Die Gewässerschadenhaftpflicht ist sinnvoll für Personen, die z.B. mit Öl heizen und einen Öltank auf dem Grundstück haben. Sollte Öl aus dem Tank laufen und dadurch ein Schaden entstehen, ist der Eigentümer zum Schadensersatz verpflichtet.

HAUS- UND GRUNDBESITZERHAFTPFLICHT

Solltest du Wohnungen und/oder Häuser vermieten ist eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht zu empfehlen.

BAUHERRENHAFTPFLICHT

Schäden die du als Bauherr anderen zufügst, sind bis zu einer bestimmten Summe in der Privaten Haftpflichtversicherung abgesichert. Bei größeren Bauvorhaben lohnt sich jedoch eine Bauherrenhaftpflicht.

DIENSTHAFTPFLICHT

Diese ist bei Beamten von immenser Wichtigkeit. Solltest du als Beamter nicht über eine Gewerkschaft oder Ähnliches abgesichert sein, kann dich dein Dienstherr in bestimmten Fällen in „Regress“ nehmen, d.h. du musst bei einem entstandenen Schaden den du während deines Dienstes einem Dritten zugefügt hast, einen bestimmten Betrag an deinen Dienstherrn zurückzahlen. Diese Forderungen sind über die Diensthaftpflicht abgesichert.

DROHENHAFTPFLICHT

Eine Drohnenhaftpflicht gehört in Deutschland zu den wenigen Pflichtversicherungen. Selbst wenn du dies nur als Hobby betreibst.

ZUSAMMENGEFASST

  • mit einer privaten Haftpflichtversicherung kannst du sehr hohe Schadensersatzforderungen für einen vergleichsweise geringen Beitrag absichern
  • für die Erfüllung des Leistungsanspruchs müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein
  • die private Haftpflichtversicherung hat eine passive Rechtsschutzfunktion
  • in manchen Bereichen gelten spezielle Haftpflichtrisiken, die nicht über die private Haftpflichtversicherung gedeckt sind